Solidarität mit Antifa Ost

02.10.2023

Egal, wo man sich in der vergangenen Woche rumtrieb, so sah man vielerorts an grell aufleuchtenden Werbeflächen, dass das BKA nun bundesweit und öffentlichkeitswirksam nach einem Antifaschisten aus Leipzig fahndet, dem vorgeworfen wird organisiert Neonazis angegriffen zu haben.

Mutmaßliche Angriffsziele waren also keine “besorgten Büger*innen”, sondern stramme und militante Neonazis wie rund um den sogenannten “Tag der Ehre” in Budapest. Hier tummeln sich Jahr für Jahr organisierte Neonazis aus allen Ecken der Welt und “gedenken” der deutschen Wehrmacht in Form von NS-Verherrlichung und reichlich Geschichtsrevisionismus. Das Event wird vom ungarischen Ableger des Neonazi-Netzwerks "Blood&Honour" veranstaltet. Es handelt sich hier also um Menschen, die bereit sind über Leichen zu gehen, um ihre perfiden Vorstellungen einer nationalsozialistischen Idealwelt zu verwirklichen. Menschen, die sich laut eigenen Angaben auf einen “Rassenkrieg” vorbereiten.

Gemessen daran ist es immer wieder beeindruckend, welche finanziellen und rechtlichen Mittel den staatsschützenden Behörden dann doch noch freistehen, um Stunts wie die besagte Fahndung zu vollbringen. Insbesondere weil parallel dazu derzeit wohl so um die 600 deutsche Neonazis ihr Dasein im Untergrund fristen und dort seelenruhig Bundeswehrwaffen horten und Staatsstreiche planen dürfen. Wir jedenfalls haben in näherer Vergangenheit nie in S-Bahnhöfen Fahndungsfotos von Rechtsextremist*innen prangen sehen, obwohl sich entsprechende Anlässe im Wochentakt stapeln. Das zeigt einmal wieder mehr: In Sachen Antifaschismus ist auf den Staat kein Verlass. Dazu sei hier lediglich auf die Fälle des NSU 2.0, des Hannibal-Netzwerkes, der Patriotischen Union um Prinz Reuß oder die kürzlich veröffentlichten Chatprotokolle einer Gruppe hessischer Polizisten verwiesen. Deshalb ist es in sämtlichen Bereichen des Lebens aller Ehren wert, wenn Menschen sich dieser Sache selbst annehmen. So zum Beispiel in und um das Stadion einzuschreiten, wenn menschenfeindliche Scheiße vom Stapel gelassen wird oder Rechte versuchen Fuß zu fassen. Aber eben auch abseits vom Stadion, wo angesichts des politischen Klimas und der laissez-faire Haltung der staatlichen Behörden Faschos wieder deutlich organisierter und enthemmter auftreten.

Für uns ist klar: Menschen, die Nazis stoppen, gehören nicht kriminalisiert, sondern üben einen Dienst an der Gesellschaft. Insbesondere solange der bürgerliche Staat dieser Aufgabe nicht nachkommt und staatsschützende Organe selbst bis in die Führungspositionen hinein von Rechtskonservativen und Faschos durchzogen sind. Die verfolgten Antifaschist*innen leben die vielzitierte Zivilcourage, die in einem Land mit dieser Geschichte eigentlich Konsens sein sollte. Jene Zivilcourage, die so oft halbgar im schulischen Geschichtsunterricht beschworen wird – bis sie dann Praxis wird. Deshalb drücken wir hiermit unsere ausdrückliche Solidarität mit Antifa Ost und allen denjenigen aus, die dafür kriminalisiert werden, dass sie Nazis das Handwerk legen. Antifa bleibt notwendig, im Stadion und auf der Straße.

 

FORZA HAMBURG

 

 
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